Der Reiseblog aus dem Kosovo

Von kalten Hallen, soliden Hotels und vergessenen iPads: herzlich willkommen im Kosovo

Hallo aus Suva Reka. Mein Name ist Thorsten Vogt, ich bin Mediendirektor bei Brose Bamberg und nehme euch mit auf einen kleinen Blick hinter die Kulissen unserer Reise in den Kosovo.

Kosovo. Das erste Mal. Für mich. Für uns. Die Anreise war ok. Fahrt nach Frankfurt, von dort aus direkt nach Pristina, anschließend nochmal knapp eine Stunde weiter nach Suva Reka. Dort liegt unser Hotel. Von Suva Reka sind’s nochmal rund 30 Minuten bis nach Prizren. Dort liegt die Arena. Das Abschlusstraining am Dienstagabend gab’s aber in Suva Reka. Dort liegt nicht nur unser Hotel, sondern auch die Trainingshalle von Ylli. Warum mussten wir dort und nicht wie in den Statuten vorgeschrieben in der Spielhalle trainieren? In der Arena, so sagte man uns, wäre die Heizung ausgefallen. Daher Trainingshalle. Was uns allerdings keiner sagte: auch dort ging die Heizung nicht. Daher: Training bei 13 Grad. Zwiebellook. Bzw. noch nicht mal zwiebelig, sondern einfach alles übereinander, was man dabeihatte. Shirt, Hoody, Jacke, lange Trainingshose, alles. Und selbst damit war’s nicht sonderlich angenehm. Auch die Kabine nicht. Die hatte zwar Flair, aber eben nicht ein schönes, sondern eher eines aus den Inquisitionsjahren.

Das Hotel solid. Also der Name. Solid Hotel. Nicht Grand, nicht Good. Nein, solid. Und der Name ist Programm. Gelegen tatsächlich im kosovarischen Nirgendwo, umgeben von Wald und Wald und Wald und Wald. Internet? Nun ja. Sagen wir so. Das Hochladen dieses Blogs dauerte. Lange. Sehr lange. Und musste auf dem Balkon vonstatten gehen. Da nämlich gab es WLAN. Also ansatzweise. Warum ich keinen Hotspot mit dem Handy gemacht habe, fragt ihr euch? Die Antwort könnt ihr euch wahrscheinlich selbst geben. Denn schließlich waren wir umgeben von Wald und Wald und Wald und Wald. Edge ist also das höchste der Gefühle. Daher: kein Hotspot, sondern der Hotelbalkon bei drei Grad. Alles für den Club! Alles für euch! J Auch sonst ist das alles eher spartanisch hier. Und kalt. Zwar ist die Klimaanlage auf 31 Grad gestellt, bringt nur nix, wenn sie nicht funktioniert. Aber ok. Wir sind hier schließlich nicht zum Urlaub machen. Wir sind hier zum Basketballspielen. Daher: Augen zu und durch. Ach ja, und Nase zu und durch, denn das Hotel ist ein Raucherhotel. Also überall. Lobby. Restaurant. Zimmer. Und dennoch, wer schimpft, muss auch loben. Die Betten sind richtig gut und das Essen ist hervorragend. Daher: alles in allem einigermaßen solide…

Zurück in die Halle. Also die andere. Die Arena. Ein Betonklotz aus den wahrscheinlich 1970ern. Und, ihr erinnert euch, mit ausgefallener Heizung am Dienstag. Die ging auch tatsächlich am Tag drauf am Morgen beim Shoot Around nicht. Stattdessen standen da zwei große Heizlüfter. Die waren auch an, brachten aber nix. Es gibt übrigens das Statut, dass eine Arena mindestens 16 Grad aufweisen muss, damit das Spiel stattfinden kann. Nur mal hypothetisch, das wäre heute Abend nicht der Fall. Dann müsste die Partie um einen Tag verschoben werden, das Heimteam trägt alle anfallenden Kosten, sprich weitere Nacht im Hotel, Flugumbuchung etc. Soweit, so verständlich. Was aber, wenn es tatsächlich heute, am letzten Gruppenspieltag, an dem alle Spiele gleichzeitig stattfinden müssen, um Wettbewerbsgleichheit zu garantieren, so kommen würde? Würde dann das Parallelspiel in Chemnitz auch verschoben? Fragen über Fragen, die hoffentlich nicht beantwortet werden müssen. Die Kosovaren haben nämlich versprochen, nochmals zwei dieser Heizstrahler in die Arena zu stellen. Dann sollte es reichen. Also bestimmt. Eventuell…

Zum Abschluss aber noch eine nette, eine beinahe wärmende Geschichte. Zwei Tage nach dem Hinspiel erreichte mich eine Nachricht von einer mir unbekannten amerikanischen Nummer. Es war der Ylli-Spieler Malcom Armstead. Der hatte, wie er mir schrieb, meine Nummer von Nikos Zisis bekommen. Wie klein die Basketballwelt doch tatsächlich ist. Warum er mir schrieb? Er vergaß sein iPad im Hotel und fragte, ob ich es ihm mitbringen könne. Ich also ins Hotel gefahren, iPad abgeholt, im Büro deponiert, vier Wochen später mit in den Kosovo genommen und gestern Abend beim Training übergeben. Malcom war glücklich, ich hatte einen Karmapunkt gesammelt. Das alles aber nur, und vor allem nur so einfach, weil Malcom Armstead warum und woher auch immer Nikos Zisis kennt. Wobei, wer kennt Nikos Zisis nicht?!?

Soweit von mir von hier. Ob es eine nächste Ausgabe des Reiseblogs geben wird, hängt sehr vom Ausgang des heutigen Spiels ab. Da ich aber sehr zuversichtlich bin, dass wir diese Partie heute Abend rocken werden, stellt sich für mich lediglich die Frage, aus welcher Stadt der nächste Blog kommt. Das steht tatsächlich aktuell noch nicht fest, da es in den anderen Gruppen nahezu überall so knapp aussieht, wie bei uns. Daher: abwarten und jetzt erst einmal die Daumen drücken. Zum einen fürs Spiel, zum anderen, dass wir uns alle keine Erkältung einfangen…

In diesem Sinne, bleibt sportlich!