Der Reiseblog aus Zypern

Von strangen Dingen, geteilten Städten, blühenden Orangenbäumen und unters Hallendach gezogenen Trikots: herzlich willkommen in Nikosia

Hallo aus Nikosia. Mein Name ist Thorsten Vogt, ich bin Mediendirektor bei Brose Bamberg und nehme euch mit auf einen kleinen Blick hinter die Kulissen unserer Reise nach Zypern.

Zypern. Das zweite Mal in dieser Saison. Diesmal aber nicht nur zur Durchreise, sondern tatsächlich nahezu drei volle Tage. Ankommen am Montagabend, Abreise am Donnerstagmorgen. Also wir. Die Menschen. Dazu einige unserer Koffer. Allerdings nicht unsere Massageliege und weitere physiotherapeutische Utensilien. Keine Ahnung, wo die geblieben sind. Hat die Fluglinie übrigens auch nicht. Aber dafür eine schöne Warteschleifenmusik… Wir sind in Nikosia, der Hauptstadt. Der Flug ging nach Larnaca, danach 45 Minuten weiter mit dem Bus hierher. Zwar gäbe es einen zweiten Flughafen, der direkt vor den Toren Nikosias liegt, allerdings auf der türkischen Seite. Und von da aus ist die Einreise komplizierter. Und nach FIBA-Statuten dürfte uns der Bus von Keravnos, das ja im griechischen Teil liegt, auch dort gar nicht abholen. Der Flughafen muss nämlich im eigenen Land liegen. Daher Larnaca. Und dennoch: wenn man in Nikosia durch die Innenstadt geht, kommt man irgendwann nicht mehr weiter. Grenze. Also mittendrin. Keine hohe Mauer, aber eine Grenzstation. Griechische Fahnen auf der einen, türkische Fahnen auf der anderen Seite. Strange. Die Grenze steht seit 1974 unter dem Schutz der Friedenstruppe der Vereinten Nationen. Trotzdem strange. Sehr strange.

Unser Hotel heißt Cleopatra. Die Lobby schön mit Christbaum und Marmor. In den Stockwerken aber riecht es, als sei der Flurteppich gerade frisch verlegt worden. Schaut man sich den Flurteppich dann aber an, weiß man, dass der Geruch definitiv ein anderer sein muss… doch zurück zum Christbaum. Auch irgendwie strange. Es ist kurz vor Weihnachten, doch draußen blühen die Orangenbäume und es hat an die 20 Grad. Allerdings ist uns das nicht neu. Irgendwie haben wir es bisher immer geschafft, in europäischen Wettbewerben rund um Weihnachten in Ländern und Städten zu spielen, die eher dem mediterranen denn dem winterlichen Klima zugetan waren. Bestes Beispiel: zu EuroLeague-Zeiten waren wir nahezu ausnahmslos zu dieser Zeit in Málaga. Vor zwei Jahren in Izmir. Und heute in Nikosia. Unsere Bilanz in diesen Spielen ist übrigens überwiegend positiv. Hat das gute Klima an Weihnachten also auch sportlich etwas Gutes…

Gespielt wird in der Costas Papaellinas Arena. Da passen rund 2.000 Zuschauer rein. Das Wichtige vorneweg: es ist angenehm warm in der Halle. Ansonsten ist es eine Arena, die etwas in die Jahre gekommen ist. Allerdings ist außenrum alles neu. Da befindet sich nämlich die Junior Academy des Vereins. Und da wird nicht nur Basketball gespielt, sondern Kervanos ist bekannt für seine hervorragende Jugendarbeit unter anderem im Fußball und Tennis. Aber Basketball können sie natürlich auch spielen. Also die großen Jungs. Acht Mal wurde das Gründungsmitglied der zypriotischen Liga bereits Landesmeister, elf Mal Pokalsieger. Viele dieser Titel hat Paris Papaellinas miterlebt. Daher hängt sein Trikot auch unter dem Hallendach gleich neben der FIBA Europe Cup-Fahne. Doch wer jetzt denkt, Paris Papaellinas war Aufbauspieler oder Center – weit, weit gefehlt. Paris Papaellinas ist seit über 20 Jahren der Hauptsponsor des Clubs, seit 1996 zudem Präsident. Und er hat sich gewünscht und gegönnt, dass ein Trikot mit seinem Namen unter das Hallendach gezogen wird. Ist zwar strange, kann man aber ja mal machen. Und ist sicherlich nicht ganz so strange, wie die Geschichte von Dmitry Gerasimenko. Der ließ sich nämlich als Präsident des russischen Clubs BC Krasny Oktyabr Wolgograd einwechseln. Kein Witz. Es war im Eurocup in Zagreb. Die waren vor dem letzten Spieltag der Zwischenrunde schon sicher weiter, Wolgograd bereits sicher raus. Gerasimenko stand beim 101:92-Sieg seines Teams fünf Minuten und 38 Sekunden auf dem Parkett. Seine Ausbeute: Ein Rebound, ein Turnover, zwei Fouls und null Punkte. Sein Trainer damals übrigens: Dirk Bauermann.

Zum Abschluss noch zwei kleine Anekdoten aus dem Hotel. Am Montag feierte Oren Amiel seinen Geburtstag. Als Überraschung hatten wir am Abend nach dem Essen eine Schokotorte organisiert. Das Video dazu habt ihr eventuell auf unseren Social Media-Kanälen gesehen. Und habt euch vielleicht gewundert, warum es relativ abrupt abgebrochen ist. Man muss wissen, Oren hasst solche Dinge. Und exakt deshalb haben wir es natürlich gemacht J allerdings sind die Gesten der Dankbarkeit zunächst etwas, nennen wir es jugendunfreier ausgefallen. Daher hielt ich es für besser, das Video etwas früher enden zu lassen, als es eigentlich hätte sein müssen… die zweite nette Geschichte: wir hatten am Dienstagmorgen eine kleine Trainingseinheit im hoteleigenen Fitnessraum. Dort stand eine Anlage aus den 1990er Jahren und eine Kassette war eingelegt. Der Hitmix lief dann die gesamte Zeit und war eigentlich gar nicht mal so übel…

Damit endet der letzte Reiseblog des Jahres 2022. Ich darf mich bei euch allen für die Aufmerksamkeit bedanken und freue mich, wenn ihr diesem, meinem kleinen sinnvollfreien Erguss weiterhin ebenso gewogen bleibt, wie den anderen Sachen, die ich und wir für euch regelmäßig auf die Beine stelle(n). Daher gilt auch heute, wie übrigens immer: wenn ihr Fragen, Anmerkungen, Kritik, Verbesserungsvorschläge oder was auch sonst am oder zum Blog, zu teabreak oder zum Podcast habt, dann bitte jederzeit her damit. Meine Email-Adresse war, ist und bleibt thorsten.vogt@brosebamberg.de.

Nun wünsche ich euch frohe Weihnachten, auf dass all eure Wünsche in Erfüllung gehen werden. Nach den Feiertagen dann einen guten und vor allem gesunden Rutsch ins Jahr 2023. Wir lesen uns an dieser Stelle wieder am 25. Januar aus Oradea.

In diesem Sinne, bleibt sportlich!