Kristian Ortelli: Erst BBL-Rekord, dann Schulaufgabe

Kristian Ortelli ist gerade ein gefragter Mann. Wobei man bei einem 15-Jährigen wohl getrost noch von einem Jungen sprechen darf. Dieser Junge ist seit gestern Abend Rekordhalter in der easyCredit Basketball Bundesliga. Denn mit 15 Jahren, neun Monaten und 28 Tagen war seit Beginn der digitalen Datenerfassung kein Spieler jünger als Bambergs Nummer 30 bei seinem Einsatz im Frankenderby gegen s.Oliver Würzburg. Wir haben mit Kristian über sein BBL-Debüt gesprochen.

Brose Bamberg: Kristian, es ist gerade gar nicht so einfach, dich zu erreichen. Wo erwischen wir dich denn?
Kristian Ortelli (lacht): Zwischen Training und Schule und eigentlich in den einzigen freien Minuten, die es heute für mich gibt.

Du sprichst die Schule an. Wir haben gehört, da stand heute eine Schulaufgabe in Französisch an. Wie lief’s?
Kristian: Ich glaube, es ging ganz gut!

Hattest du denn in den vergangenen Tagen genug Zeit zur Vorbereitung? Schließlich warst du gestern ja bei den BBL-Profis dabei.
Kristian: Ja, die vergangenen Tage waren eigentlich recht normal. Dass ich im Kader stehen würde, habe ich erst am Dienstagabend erfahren. Bis dahin hatte ich natürlich schon fleißig gelernt.

Am Ende standest du nicht nur im Kader sondern wurdest von Coach Oren Amiel sogar eingewechselt. Hast du damit gerechnet?
Kristian: Nein, überhaupt nicht! Das war alles von Anfang an absolut unwirklich und als ich dann aufgerufen wurde, konnte ich es kaum glauben.

Kristian Ortelli und Lukas Passarge (17) kamen gemeinsam zum BBL-Debüt.

Das hat man dir angesehen. Das Grinsen konntest du dir nicht verkneifen, oder?
Kristian: Nein, aber das weiß ich gar nicht mehr so genau. Es ging alles so schnell und die Erfahrung war wirklich überwältigend. Ich hatte mir vor drei Jahren das Ziel gesetzt, einmal in meinem Leben wenigstens in der BBL auf der Bank zu sitzen. Dass ich dann als 15-Jähriger genau dort bin und am Ende auch noch spiele, hätte ich nie gedacht.

Jetzt bist du Rekordhalter. Der jüngste BBL-Spieler aller Zeiten. Wusstest du, dass du das werden könntest?
Kristian: Wir haben im Aufsees (das Bamberger Basketballinternat Aufseesianum, Anm. d. Red.) darüber gerätselt, aber wussten es nicht sicher. Erst als dann im dritten Viertel in der Halle davon die Rede war, wurde es mir bewusst.

Für die Fans war das sicherlich eine genauso große Überraschung wie für dich. Als 15-Jähriger bist du ein unbeschriebenes Blatt. Erzähl uns doch  kurz, was wir über dich als Basketballer und Person wissen müssen.
Kristian: Als Basketballer würde ich mich als Allrounder beschreiben. Ich kann den Ball bringen, habe in der JBBL aber auch gezeigt, dass ich scoren kann, wenn ich das muss und rebounde gut. Generell würde ich sagen, dass ich ein Shooting Guard bin. Neben dem Feld bin ich sehr ehrgeizig. Ich gebe mich selten mit etwas zufrieden und setze mir hohe Ziele. Privat bin ich immer für meine Freunde da.

„Ich darf mir darauf nichts einbilden.“

Ein hohes Ziel hast du mit deinem Einsatz jetzt bereits erreicht. Du bist also zufrieden?
Kristian: Nein, auf keinen Fall. Ich weiß genau, dass ich mir darauf nichts einbilden darf. Ich bin in den Kader gerutscht, weil den Profis deutsche Spieler fehlen. Das ändert aber nichts daran, dass ich momentan ein JBBL- und Regio-Spieler bin. Für mich bedeutet das: ich mache genauso weiter wie davor. Die Erfahrung war aber unfassbar und es ist eine riesengroße Ehre, in der BROSE ARENA aufgelaufen zu sein.

Na dann wollen wir dich nicht länger aufhalten, schließlich geht’s gleich mit dem Regio-Training bei den Baunach Young Pikes weiter. Vielen Dank für deine Zeit und viel Spaß im Training!