Krisenmodus.

Fanblog Out of Office

Normalerweise gibt es hier Anekdoten und kleine Geschichten, die zum Schmunzeln sein sollen. Dafür ist heute kein Platz. Vielmehr sitze ich hier alleine in meinem Büro in unserer Trainingshalle in Strullendorf und denke darüber nach, wie es weiter geht.

Fakt ist: Keiner konnte sich vor ein paar Wochen vorstellen, dass die Situation so kommt, wie sie jetzt ist. Zumindest ich nicht. Ich kannte die Meinung der Experten, nahm sie aber zunächst nicht wirklich ernst. Jetzt trifft uns die gesamte Wucht. Und dabei ist der Sport erst einmal komplett relativ, denn es ist nur Sport. Wichtig ist, dass wir alle alles dafür tun, um die Verbreitung dieses Virus zu verlangsamen, um unsere Mitmenschen in Risikogruppen zu schützen. Daher ist es nur sinnvoll und verständlich, dass alle (Sport)Veranstaltungen vorerst abgesagt wurden. Mehr noch: wir müssen die Relationen bewahren. Es geht um Menschenleben. Das höchste Gut. Ich habe kürzlich ein Video aus einer Notaufnahme in Italien gesehen. Ganz ehrlich: danach interessiert es mich nicht mehr wirklich, ob es einen Meister diese Saison geben wird, einen Absteiger oder wo ich war, als Dirk Nowitzki seinen letzten Korb gemacht hat. Das alles ist erst einmal nicht mehr wirklich wichtig.

Und dennoch halte ich es für essentiell, weiter zu denken. Denn auch am Sport hängen Arbeitsplätze, Existenzen. Direkt die Mitarbeiter im Club, indirekt Busfahrer, Hotel-, Kneipen-, Arenapersonal und viele mehr. Daher ist es zwar eben nur Sport, aber dennoch ein Gesellschafts- und Wirtschaftsbereich. Momentan wird deshalb viel gerechnet. Verschiedenste Szenarien. Gar keine Spiele mehr, ein paar Spiele ohne Zuschauer, alles ganz normal. Keiner weiß irgendwas. Vor allem weiß keiner, wann es wirklich weitergeht. Und das ist das Tückische. Was machen mit Spielern? Einige haben andere BBL-Vereine bereits verlassen. Bei uns gibt es derlei Überlegungen bisher nicht. Vielmehr versuchen wir – soweit irgend möglich – den (Berufs-)Alltag beizubehalten. Drei Tage sind frei, ab Montag wird wieder trainiert. Allerdings der Situation angepasst. Kleinere Gruppen, viel Individuelles.

Wie lange dieser Krisenmodus anhält ist ungewiss. Gewiss ist, dass es in zwei Wochen ein weiteres Treffen aller Geschäftsführer mit der Liga geben wird. Da sich aktuell beinahe stündlich neue Erkenntnisse ergeben, ist der Ausgang und der Beschluss dieses Treffens vollkommen offen. Fakt ist: sollte es nicht mehr weitergehen, werden alle Vereine zu kämpfen haben. Es fehlen Einnahmen, eventuell (bzw. nach ersten Mails, die mich erreicht haben sehr sicher) werden wir auch Ticketkosten und anteilig Dauerkartenkosten zurückerstatten müssen. Das alles macht die Situation nicht einfacher. Innerhalb der Liga gibt es Solidaritätsbekundungen. Auch haben bereits einige Fans signalisiert, auf Rückerstattungen verzichten zu wollen. Das alles hilft. Und tut gut. Basketball ist eben doch eine große Familie. Eine Familie, die in Krisenzeiten zusammensteht.

In Foren wird derweil kritisiert, dass wir uns nicht öffentlich äußern. Zum einen stimmt das nicht, denn Artikel und Statements im Fränkischen Tag, in der Süddeutschen Zeitung und Beiträge sowie lange Interviews bei TV Oberfranken, Radio Bamberg, dem Bayerischen Rundfunk und Sky Sport News sind für mich sehr wohl öffentliche Äußerungen. Zum anderen ist es manchmal aber einfach besser, zuerst die Hausaufgaben zu machen und sich dann sinnvoll und mit Inhalt zu äußern, als lediglich nur, um einmal etwas gesagt zu haben. Das gilt im Übrigen für alle Bereiche des Lebens. Auch für Foren… Daher die Bitte: lasst uns unsere Arbeit machen, die in einer Situation, die so noch nie da war, keine einfache ist. Sobald wir etwas zu sagen haben, werden wir es tun. Wahrscheinlich eher nicht in Form eines Fantalks, aber sicherlich in einer Art und Weise, in der ihr auch mitreden könnt.

Ich wünsche euch und uns allen, dass wir alle gesund und unbeschadet durch diese Zeit kommen. Alles andere ist erst einmal nebensächlich. Und wenn wir das alle geschafft haben, dann freue ich mich darauf, euch alle wieder jubelnd und/oder schimpfend in der BROSE ARENA begrüßen zu dürfen!

In diesem Sinne, bleibt sportlich und – viel wichtiger – wascht euch die Hände!

Thorsten Vogt