Von Abstellkammern, scheuen Geburtstagskindern und unkomplizierten Partnern: herzlich willkommen in Tallinn

Hallo aus Tallinn. Mein Name ist Thorsten Vogt, ich bin Mediendirektor bei Brose Bamberg und nehme euch mit auf einen kleinen Blick hinter die Kulissen unserer Reise zum Champions League Qualifikationsturnier in die estnische Hauptstadt.

Das zweite Mal im Ausland in dieser Saison. Und dann gleich zum Do-or-Die-Turnier. Es gibt nicht viel schlimm-besseres als das. Wo steht man selbst? Wo stehen die anderen? Fragen, die wohl wirklich erst im jeweils ersten (Pflicht)Spiel beantwortet werden können. Daher: etwas Ungewissheit, aber auch ganz viel Vorfreude. Das Team ist fit, das Team ist komplett. Am Sonntag ging‘s nach einem Abschlusstraining abends von Frankfurt aus nach Tallinn, dort direkt ins Hotel – und da bleiben wir auch die kommenden Tage. Denn das Turnier findet in einer „Bubble“ statt. Daher: Hotel, Bus, Halle – das ist alles, was wir in den hoffentlich insgesamt sieben Tagen zu sehen bekommen werden. Auch sonst gilt Safety First. Maskenpflicht im Hotel, obwohl sie in Estland eigentlich nicht gilt; verpflichtende Corona-Schnelltests, obwohl unsere komplette Delegation bereits zweifach geimpft ist und vollständigen Impfschutz genießt; abgetrennte Bereiche im Restaurant. Es wird alles dafür getan, dass man sich sicher fühlt – und das gelingt der Champions League perfekt.

Apropos Champions League. Die organisatorische Vorbereitung auf das Qualiturnier begann bereits vor fünf Wochen. Da wurden erste Mails zwischen BCL und uns verschickt, Formulare ausgefüllt, minutengenaue Pläne erstellt. Tatsächlich ist es so, dass jedes Team von morgens bis abends durchgetaktet ist. Nehmen wir als Beispiel heute unseren Spieltag. 9.00 Frühstück – 9.30 COVID-Schnelltest – 10.25 Video – 10.45 Abfahrt zum Shoot Around – 11.15 Shoot Around – 12.20 Rückfahrt zum Hotel – 12.30 Mittagessen – 14.30 Snack – 15.10 Abfahrt zum Spiel – 17.00 Spiel – 19.15 Rückfahrt zum Hotel – 19.30 Abendessen – 20.00 Massage und Behandlungen – 23.30 Zapfenstreich. Nicht wundern, die Zeiten sind auf Tallinner Zeit ausgelegt, in Deutschland bitte immer eine Stunde abziehen. Alle anderen Tage sind ebenso geplant. Man kann den Organisatoren daher nicht vorwerfen, dass sie irgendwas dem Zufall überlassen würden…

Etage sechs im L’Embitu Hotel gehört uns. Jedes Team hat nämlich sein eigenes Stockwerk. Auf diesem Stockwerk liegen alle Zimmer und ein Raum, der für Massage und Behandlung, also für unseren Physio Stefan Dall vorbehalten ist. Normalerweise ist das der größte Raum, da Massageliegen, Behandlungsmaterialien etc. untergebracht werden müssen. Hier ist es die Abstellkammer. Aber Kollege Dall macht das Beste draus… Bzw. bugsiert die Spieler kurzerhand auf den Flur, wo sich dann einige in Massageanzügen und Recovery Boots auf dem Boden tummeln. Organisation und Flexibilität ist alles… Wir belegen also eine ganze Etage – und die benötigen wir auch. Insgesamt umfasst unser Tross 21 Personen: Trainer, Assistenztrainer, Assistenztrainer, Athletiktrainer, Physiotherapeut, Arzt, Teammanager, Pressetyp – sie alle kommen in den Luxus eines Einzelzimmers. Dazu kommen 13 Spieler, die sich sieben Doppelzimmer teilen. Lediglich Derek Cooke Jr. als ältester der Truppe muss sich das Zimmer nicht teilen…

Apropos ältester der Truppe… wobei, nein, soweit ist er nicht. Bzw. sind sie nicht. Wir haben nämlich just heute zwei Geburtstagsmenschen unter uns. Zum einen wird Teammanager Enzo Neck junge 23 Jahre alt. Süß. Oder tragisch. Je nach Blickwinkel. Ich ertappe mich nämlich immer häufiger dabei, dass Spieler oder auch Funktionsträger durchaus schon meine Kinder sein könnten. Aber lassen wir das… Der zweite Geburtstagsmensch ist… nein. Das darf ich nicht sagen. Die betreffende Person möchte das nämlich nicht. Und, ganz ehrlich, ich persönlich kann das vollkommen nachvollziehen. Ich selbst, geboren im August, versuche auch immer während des Wiegenfestes im Urlaub zu sein. Keine Ahnung, warum. Aber ist so. Daher respektiere ich die Wünsche sehr gerne. Und wer weiß, vielleicht und hoffentlich macht er sich heute und am Freitag selbst ein aktuell richtig schönes Geburtstagsgeschenk – und dann posaunen wir’s trotzdem noch raus. Aber richtig…

Wir bleiben im weitesten Sinne beim Geburtstag, wechseln aber kurz ins estnische. Die Sprache, so hat ein Linguist herausgefunden, benötigt rund 1.000 Stunden, um sie zu erlernen. Das ist ganz schön lange. Daher hier in Kurzform das Wort, das mir mein Kollege vom hiesigen Club versucht hat beizubringen. Es ist das längste und, so zumindest seine Aussage, tatsächlich gebräuchliche im estnischen: „sünnipäevanädalalõpupeopärastlõunaväsimatus“. So, bitte einmal versuchen auszusprechen… auf deutsch bezeichnet das Wort wohl die – wer kennst sie nicht –„Geburtstagswochenendfeiernachmittagsunermüdlichkeit“. Womit sich wieder den Bogen zum vorangegangenen Absatz gespannt, das Thema hiermit aber auch geschlossen haben.

Zum Abschluss: allen Unkenrufe(r)n zum Trotz, die BCL ist medial hoch angesehen. Das hat sich im Vorfeld durch zahlreiche Interviewanfragen bemerkbar gemacht. Heute gab es unter anderem einen schönen Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Und nicht zuletzt ist es uns gelungen, mit dem Bayerischen Fernsehen einen Partner zu finden, der unsere Spiele streamt. Dafür herzlich Dank. Auch für die kurzfristige Möglichmachung. Denn erst am Wochenende habe ich mitgeteilt bekommen, dass unsere erste Übertragungsoption plötzlich nicht möglich sein kann. Dann ging alles schnell und unkompliziert. Mail meinerseits am Sonntagvormittag an Andreas Egertz vom BR, Rückmail eine halbe Stunde später. Einige weitere Mails über den Sonntag verteilt, am Abend hatten wir alles in trockenen Tüchern. Montag dann die Feinabstimmung mit der Redaktion und dem Sportrechtevermarkter – fertig und eine richtig coole Sache. Die aber nur durch einen weiteren Partner realisierbar wurde. Denn die Unternehmensgruppe Verpa Folien hat uns signifikant beim Erwerb der Rechte unterstützt. Und das ebenso unkompliziert und schnell. In diesem Fall schrieb unser Vertriebsdirektor Martin Schmidt eine WhatsApp-Nachricht, die Antwort kam kurze Zeit später – fertig und eine richtig coole Sache! Damit sind also dank Verpa Folien unsere Spiele live, exklusiv und in voller Länge auf der Sportseite des Bayerischen Fernsehens unter br24sport.de zu sehen – fertig und eine richtig coole Sache!

So viel von mir aus Tallinn im ersten Reiseblog der neuen Saison. Wenn euch die Einblicke hinter die Kulissen gefallen haben oder weiterhin gefallen, dann bereits jetzt und hier schon einmal der Hinweis auf unser neuestes Projekt, das nächste Woche starten wird. Dann gibt es nämlich die erste Ausgabe unseres neuen Podcasts, in dem ich mit aktuellen und ehemaligen Spielern und Persönlichkeiten aus Freak City sprechen und hoffentlich die eine oder andere Geschichte zu Tage fördern werde, die so noch nicht bekannt ist. Seid gespannt… wie immer, so gilt auch heute: wenn ihr Anmerkungen, Fragen, Wünsche, Kritik oder Verbesserungsvorschläge habt, steht euch mein Email-Postfach unter thorsten.vogt@brosebamberg.de jederzeit offen.

In diesem Sinne, bleibt sportlich!